WarWind 2

Meldung von: Mai 1998
 
eine Tharoon Basis
Eine Tharoon Basis: Die Farbgebung ist gewöhnungsbedürftig

TitelbildSie mögen ihre Dosis Blut geschüttelt, nicht gerührt, sie mögen ein Spiel höllisch heiß, aber ohne Kohlensäure. Sie haben sämtliche gängigen Strategieorgien bereits durch, stehen auf Echtzeitgemetzel und schätzen außergewöhnliches Gedankengut? Ausgezeichnet. Willkommen bei WarWind. Wenn SSI bisher etwas nicht so recht zuzutrauen war, dann waren das zum einen zeitgemäße Grafik, zum anderen jedoch ein etwas außergewöhnliches Spielkonzept. Für ihr sauer Erspartes erhalten sie Videos en mass, akzeptablen Sound und vor allem die Umsetzung einer guten Idee. Erstmalig wurde hier der Spieler selbst in Form einer strategischen Figur integriert. Als Anführer eines Clans müssen diverse Aufträge im bekannten Warcraftstil erfüllt werden. Dabei sind Gebäude nicht nur schöne Zierde, sondern auch betret- und benutzbar. Einheiten werden nicht mehr einfach gebaut, sondern ausgebildet und je nach Entwicklungsstand individuell trainiert. Somit gleicht kaum eine Einheit der anderen, obwohl alle auf einem Grundtyp (Arbeiter) basieren. Rohstoffe egal welcher Art werden abgebaut und in Gold verwandelt, um neue Arbeiter, Söldner oder Helden anzuwerben, die sich gelegentlich bei ihnen Blicken lassen. Anders als in vielen anderen Spielen forscht der geneigte Strategiesüchtige aber nicht nach besseren Breitschwertern oder Flammenäxten, bei WarWind entwickeln sie Bio-Aufwertungen (Gentechnik), oder Kanonenboote, neben Magie und Tretminen. Das, zusammen mit dem mittelalterlichen Stil der Behausungen, ergibt eine etwas merkwürdige Mischung, mit der man rein spielerisch allerdings problemlos klar kommt. Und wer bisher glaubte die Starcraft (TM) Zergs spielen sich ungewöhnlich, dem ist offensichtlich das höllische Vergnügen entgangen, eine der 4 Chaos-Rassen von WarWind auszutesten. Spielen sich die Obblinox noch wie eine Herde Schildkröten mit Maschinengewehren, so kommt man sich bei den Eaggra-Rebellen wie ein unterbezahlter Gärtner vor - oder haben sie schon mal eine Geranie mit einer Kettensäge gesehen?

Dazu kommen noch die defensiv eingestellten Magieschüler Shama'li (stellen sie sich einfach vor, sie führen Siegfried und Roy auf Speed in ein Gemetzel gegen die Wildecker Herzbuben) und die technisch kurz vorm Warpantrieb herumkrebsenden Tahroon. Eine Art dunkler Jediritter, mit dem Aussehen einer Naktschnecke, sowie einem römischen Kurzschwert in der einen und einem Partikelbeschleuniger in der anderen "Hand".

Wem das alles nicht genügt, der kann sich natürlich auch mit den Menschen durchs Spiel schlagen - die sich etwas weniger abgedreht präsentieren, aber dafür gnadenlos stereotype Klischees gegenüber Militär bzw. Wissenschaftlern und Arbeitern ausleben. Über zu wenig Abwechslung kann man auf keinen Fall klagen.
Als Bonus erhalten sie außerdem einen, wenn auch leicht eingeschränkten, Missionseditor. Multiplayerfähig ist Teil 2 neuerdings auch - welche Freude...
Auch wenn das Programm technisch der Konkurrenz nicht das Wasser reichen kann, muss man den Designern zugute halten, dass etwas derart durchgedrehtes seit langem nicht mehr programmiert wurde. Leider sieht der grafische Mix des Programms teilweise etwas sehr daneben aus. Doch für alle mit einem Sinn für absolut schräge Strategie und Lust auf saftige Häppchen im 4er- Pack ist das Spiel wie geschaffen.

(ac/tom) Diskussion