Virtual Corp.

Meldung von: Juli 1997

Selfmade (Wo)man ...

Sie stehen auf tolle Grafik und innovative Ideen? Dann sind die hier vollkommen richtig. Sie stehen aber auch auf Computerspiele? Dann wiederum sind sie hier falsch. Virtual Corp. ist eigentlich nicht mehr als ein virtueller Spielfilm, der dazu da ist, die Spracherkennungssoftware der Entwickler vorzuführen. Schade: denn da eben diese Software nicht vernünftig funktioniert ist der Rest so unterhaltsam wie Tante Emma beim Strümpfe stricken.
Lag im Original bezeichnenderweise noch ein Mikro mit in der Packung, musste man später auf dieses Gimmick verzichten. Da das Programm selbst kaum den Silberling - oder den gar den Taler - wert ist, bleibt da nicht viel Spielraum für Lobpreisungen.

Im "Spiel" müssen sie als Mitarbeiter einer im Internet tätigen Softwarefirma  ihre Arbeit machen, die Firma vor Spionage und einer möglichen feindlichen Übernahme bewahren und, nicht zuletzt, die Tochter, bzw. den Sohn der Chefin ehelichen - wobei es jeweils 3 Lösungsvarianten gibt. Die Steuerung erfolgt per Spracheingabe. Soweit so gut, wenn es denn funktionieren würde. Mit richtiger Arbeit, wollte man den Spieler dann nämlich doch nicht belasten - dankenswerterweise. Statt dessen sitzt man nun seine Zeit einfach ab, was, nicht zuletzt wegen der fehlenden Zeitkompression, ebenfalls kaum interessanter wirkt.

Nach einer Weile kommen Anrufe, die per Multiple Choice auch per Spracheingabe geführt werden können. Aber auf die Spracheingabe sollte man nicht vertrauen. In rund 75% der Fälle wird ein ”Nein” als ”Ja” bzw. umgekehrt interpretiert. Richtig haarig wird es dann schließlich bei längeren Begriffen. Hin und wieder wird der "Redefluss" durch einige eher lästige Arcadeeinlagen unterbrochen. Wer eine Power-Graphic-Engine sein eigen nennt hat spätestens hier das Gefühl, einen 16 farbigen Hamster zu knutschen. Aber die Grafik trügt: es sind (leider) nicht die kultigen Originale aus den 80ern.

Noch etwas Kritik an der Dokumentation: ich suche bis heute die Taste zum Zwischenspeichern. Laut Handbuch ist es ‘F11’ jedoch bewirkt diese nichts dergleichen. Ansonsten hat das Game den Charme einer Erdnuss. Außen wenig knackig und innen ohne nennenswerten Geschmack.

Fazit:

Der geneigte Gamer kämpft hier mehr mit der defekten Spracheingabe und dem schlechten Handbuch als den bösen Firmenintriganten.
Besuchen sie lieber die Oma und häkeln sie gemeinsam einen Topflappen: das verspricht spannender zu werden als der Job im Haus der virtuellen Peinlichkeiten.

(ac/tom) Diskussion