Dungeon Keeper 2
Darauf hat der gemeine Gruftbewohner, alias homo kellerus, wieder lange warten müssen: der Ochsenfrosch wirft ein neues Game aus dem Teich. Da den Jungs von Bullfrog bisher noch nichts schiefgegangen ist, war natürlich wieder Erlesenes Gameplay zu erwarten. Heraus kam dabei ein Strategiespiel, das wieder einmal neue Maßstäbe setzt. Grafisch gibt es, was Strategietitel angeht bis heute nichts Vergleichbares. Der rockige Soundtrack geht einem auch nach Stunden nicht auf den Keks und die Soundeffekte sind einfach ein Klasse für sich. Alle passionierten Rollenspieler kennen das Spielchen. Man bricht als Held in einen Dungeon ein, killt alles was einem über den Weg läuft und ärgert sich zum X-ten Male über die heute mal wieder besonders fiesen Computergegner, die förmlich überall zu sein scheinen. Doch warum nach dem Guten greifen? Sieh, das Böse liegt so nah! In diesem Game sind sie nicht der Held und Verteidiger des Guten, der wie gewöhnlich der Einzige ist, der Ahnung hat wie die Welt funktionieren sollte und der harmlose Höhlenbewohner von der Richtigkeit seiner Religion mit Hilfe einer Streitaxt überzeugen will (und dabei ihr Geld einsammelt). Nein! Diesmal dürfen sie den Oberfiesling spielen, der seine Armee furchteinflößender Kreaturen gegen die jämmerlichen Horden aufrührerischer Abenteurer und Plünderer schicken darf, nur um dem Computergegner einmal zu zeigen, WIE man einen Helden RICHTIG um die Ecke bringt.
Ihre Untergebenen sind - trotz aller gebotenen Unterwürfigkeit und wohltuender Speichelleckerei - nicht willenlose Sklaven. Sie brauchen Schlaf, Essen, Training und wollen natürlich auch bezahlt werden. Einige niedere, oder aber elitäre Kreaturen, lehnen verschiedene Arbeiten obendrein konsequent ab. So wird ein Vampir sich niemals dazu herablassen in der Handwerkskammer zu arbeiten - und wird er dazu gezwungen, reagiert er genervt und sorgt für mächtigen Zoff unter den Kellerbewohnern. Alle paar Level wechselt die Grafik und die Ausrüstung. Obendrein kann man noch diverse Zaubersprüche sprechen. Eine nette Erfindung ist auch die Hand des Bösen, mit der sie, wie bereits beim Vorgänger, Ohrfeigen verteilen, oder ihre Kreaturen in Räume und Bereiche ihres Dungeon werfen können um sie dort Arbeiten verrichten zu lassen. Der Schwierigkeitsgrad ist sehr moderat.
Erneut selbst übertroffen haben sich unsere Freunde jedoch beim sog. " Symbiosemodus". "Symbiose" ist ein Zauberspruch: diesen auf eine Kreatur angewendet, können sie diese direkt steuern - in sauberem 3D. Wer jetzt denkt, das dabei die Qualität leidet, da es sich doch um ein Strategiespiel handelt, bzw. dies an sich in diesem Genre ohnehin unsinnig sei irrt sich. Die Grafik und der Sound brauchen sich nicht vor den großen Labyrinth und Ballerspielen wie DUMM, DUMM2 oder Quark zu verstecken, kommen aber natürlich an die Qualität echter 3D-EgoShooter nicht heran. Die Steuerung ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber hey, das ist KEIN 3D-Actiongame. Die speziellen Blickmodi aus Teil1 wurden in der mir vorliegenden Version ersatzlos gestrichen. Schade eigentlich...
Soweit im Text - Ende der Lobpreisungen. Beginnen wir mit der Mängelliste.
Die Sprachausgabe klingt exzellent, düster und unterwürfig, hat aber dennoch in der Qualität seit Teil 1 gelitten. Die Audio- Tracks möchte ich hier lieber gar nicht erwähnen.
ür die verkorkste Deutsch-Hip-Hop Nummer auf der CD sollten die Jungs froh sein, nicht selbst hinter den besungenen "düsteren Mauern" eingesperrt zu werden. Bleibt zu hoffen, dass diese alles andere als zünft'ge Dödel-Musi möglichst schnell wieder in der Versenkung verschwindet. Die Kellerstimmung des ersten Teils will in der Fortsetzung folglich nicht so recht aufkommen. Aber zumindest ist die Anrede Meister, Balsam für die verkannte Herrscherseele.
An den Multiplayer-Modus ist man bei den Briten dann noch etwas blauäugiger herangegangen. Damit das Programm überhaupt startet, muss das Hauptmenü erst einmal von CD geladen werden. Im Klartext: wollen sie sich allen ernstes erdreisten, Dungeon Keeper mit ihren Freunden über serielles Kabel, Modem, oder im Netz spielen zu wollen, muss jeder Mitspieler eine eigene CD vorweisen können. Doch wer kauft sich schon ein Spiel zwei- oder dreimal, nur um eine Runde mit seinen Compadres spielen zu können? Die Gemeinde weiß sich natürlich zu helfen - was wohl eher zum Leidwesen des Herstellers auszulegen ist.
Zwischensequenzen gibt es. Im Vergleich zum Vorgänger sind diese Gimmicks allerdings besser gelungen. Dungeon Keeper wäre ideal für einen Karteneditor, da es im Grunde genommen nicht sehr viele Elemente gibt - jedoch ist etwas derartiges nicht vorhanden. Ein Manko, dass nicht der Hersteller, sondern die Netzgemeinde inzwischen beseitigt hat. Auch fehlt die Option, auf der Seite des Gegners anzutreten. Wieso eigentlich, wenn dieser doch bereits die selben Räume benutzt? Die Aufträge könnten auch etwas abwechslungsreicher sein. Meist heißt es schlicht und ergreifend: erledigen sie die gegnerischen Keeper sowie alle Helden. Da sich hauptsächlich grafisch etwas getan hat und sich die Änderungen am Spiel auf kleine Korrekturen am Gameplay beschränken, die eigentlich in einen Update zum Vorgänger gehört hätten, fällt mir persönlich nur auf, dass den Engländern irgendwie der richtige Biss fehlt, seit der gute alte Peter das Team verlassen hat. Das was Bullfrog bisher ausmachte: neue Ideen umzusetzen, ist inzwischen für die Katz'. Dungeon Keeper 2 ist einfach nur ein Nachfolger, wie ihn jede 0815-Firma produziert hätte und dem Mythos des Ochsenfroschs nicht würdig.
Genug gemeckert. Was hier vorliegt ist dennoch ein gutes Spiel. Allein der Strategieteil, ist immer noch eine Klasse für sich.
Fazit
Wer hier nicht kauft ist selber schuld. Holen sie sich eine Schaufel und buddeln sie eine Grube während der Rest der Welt damit beschäftigt ist das Land endlich mal wieder in angenehme, gemütliche, ewige Finsternis zu hüllen... Da mit Teil 3 in allzu absehbarer Zeit nicht zu rechnen sein wird, sollten sie sich ernsthaft überlegen den Sequell zum Smile-Price zu erstehen. Wenn es ihnen aber auf die Stimmung eines ECHTEN Klassikers ankommt, greifen sie zum ersten Teil. Hier ist die Installation eines Updates aber unumgänglich, da die KI in Teil 1 in der Originalversion einige Fehler aufwies. Bullfrog verkauft (!) den BugFix zusammen mit Spiel unter der Bezeichnung "DungeonKeeper Gold".
(ac/tom) Diskussion