Schriften der Weisen 2 - Daggerfall

Meldung von: Juni 1997

... normalerweise ist es bei Software leider nichts ungewöhnliches wenn ein Produkt fehlerhaft auf den Markt kommt. Aber trotzdem gibt es immer wieder Programme, die sprichwörtlich "den Vogel abschießen". Die im Original ausgelieferte erste US-Version war so peinlich bugy, dass ich den Bugreport zur allgemeinen Belustigung wieder herausgeholt habe ...

Nachdem der Veröffentlichungstermin drei Jahre überzogen war, ohne das ein Produkt fertig geworden wäre, konnte man erstaunt in einigen der üblichen Klatschblätter von einem Ultimatum an die Programmierer lesen, das Produkt endlich fertig zu stellen: und so wurden scheinbar Fehler akzeptabel, die unter normalen Umständen eigentlich nie akzeptabel gewesen wären und es kam & quot;ein Produkt" (mutmaßlich) nach (wenn überhaupt) einem flüchtigen Betatest im "IST-Zustand" auf den Markt. Was dabei herauskam, geht meiner persönlichen Meinung nach auf keine Kuhhaut mehr.

Erfahrungsbericht eines enttäuschten Kunden

Ich will eine kurze Geschichte erzählen, wie es mir als Kunden ergangen ist. Tatsächlich hat selten jemand schon vor Veröffentlichung eines Produkt so viele Vorschusslorbeeren eingeheimst und daher hatte ich die US-Version bereits Monate zuvor vorbestellt. Aber schon nach dem Öffnen der Verpackung machte sich Ernüchterung breit: das laut Werbetext "umfangreichste Rollenspiel aller Zeiten" schien nicht viel Platz auf dem beigelegten Silberling zu belegen... Der Speicherplatz war kaum bis zur Hälfte genutzt. Daher tat es dann wenig Wunder, dass Intro, Zwischensequenzen und diverse Gimmicks entweder ganz fehlten oder den unverwechselbaren Charme einer Baustelle hinterließen. Zuerst hatte ich es für einen Grafikfehler gehalten: Statt einem Startbildschirm gibt es einen schwarzen Blank-Screen mit Logo. Hier ist offensichtlich jemand nicht ganz fertig geworden...

Verwirrt wende ich mich dem augenfreundlich (weil farblich monoton) gestaltetem Menü zu. Die Charaktergenerierung fällt ebenfalls vor allen Dingen durch ihre Farbarmut auf. Die Schnellgenerierung sieht der des Konkurrenten "Ultima" verblüffend ähnlich und kommt jedem alten Rollenspielhaudegen daher seltsam bekannt vor. Allerdings hätte man zumindest bei der damals aktuellen Version klauen sollen: denn EGA-Grafikkarten wurden auch in den 90ern schon lange nicht mehr hergestellt.

Kaum der Charaktergenerierung "entkommen" erscheint unvermittelt das leicht verpixelte Gesicht eines kahlköpfigen Mannes um die 50 auf dem Bildschirm und nuschelt mit dem tiefsten englischen Akzent der einem Laiendarsteller nur zuzuschreiben ist etwas leider völlig unverständliches. Dann bricht das Intro nach nicht einmal 2 Minuten mitten im Text plötzlich ab und es folgt ein Bildschirmtext: Hier ist also offensichtlich wieder jemand nicht ganz fertig geworden.

Schließlich startet das eigentliche Spiel. Allerdings nicht ohne erst einmal das Handbuch zu wälzen. Die "innovative Steuerung" ist leider nicht sehr intuitiv: Waffe auswählen, Waffe aktivieren, Angriffstaste drücken, links oben klicken, dann festhalten, nach rechts unten ziehen und loslassen - um eine Attacke auszuführen? Ich frage mich, ob das vorher an armen, unschuldigen Beta-Testern ausprobiert wurde.
Geschlagene 2 Stunden sind vergangen und ich versuche immer noch verzweifelt die 1. Ratte ins Walhalla zu befördern als selbst mir langsam zu dämmern beginnt, dass bei der Charaktergenerierung irgendetwas schief gelaufen sein muss: und sich bei genauerem Hinsehen zu meiner Enttäuschung herausstellt, dass eben diese wohl einen weiten Bogen um den Betatester gemacht hat. Die mitgegebenen Werte liegen fern jeder Realität. Zumindest gibt es die Möglichkeit eine eigene Klasse zu generieren, was zwar umständlich ist, aber tatsächlich zum ersten Mal brauchbare Werte ergibt. Tatsächlich komme ich mit dem selbst generierten Helden nun bis zu Monster Nummer 4, als ... ein penetrantes, anhaltendes Pfeifen aus den Boxen mich veranlasst, erstmal den Rechner neu zu starten.

Bugs & Errors

Zahlenüberläufe

Die Programmierer scheinen sich nicht um Zahlenüberläufe gekümmert zu haben: mächtige Zaubersprüche, die absolut jeden Gegner platt machen verbrauchen teilweise kein Mana mehr, wenn die Magiefertigkeit mit Hilfe magischer Gegenstände über 100% gehoben wird. Dafür sinkt ihr Ruf ins Bodenlose, falls sie den Status eines Volkshelden nach oben überschreiten.

Leider treten während des gesamten Spiels fast ständig Probleme auf. Beispiel gefällig? Nach dem Laden eines Spielstands wundern sie sich, warum sie plötzlich keine Chance haben selbst eine absolut handelsübliche Ratte zu beseitigen. Der Grund: durch einen Bug wurde die Anzahl ihrer maximalen Lebenspunkte (dauerhaft) auf 10% des eigentlichen Werts gesenkt. Doch auch das andere Extrem ist möglich: mit etwas Glück erreichen sie immerhin auch Werte jenseits der 100% für eine Fähigkeit... was beispielsweise dazu führt, dass bestimmte Zaubersprüche kein Mana mehr kosten.
Ein anderes Beispiel: Sie laufen durch ein Dungeon, "beseitigen" ein (respawntes) Monster, nehmen sein Inventar, speichern ab und das Programm stürzt ab. Ein Bug, der relativ häufig auftritt. Ergebnis: Zerstörung des Savegame. Zwar handelt es sich um ein Problem im Spiel, aber die Konsequenzen hätten mit etwas sinnvoller Programmierung glimpflich verlaufen können. Denn anders als bei "guten" Programmen, welche ihre Dateien öffnen, temporär auf einen Stream schreiben und erst bei Erfolg die Änderungen speichern, überschreibt Daggerfall blindlings alles was ihm in die Finger kommt. Hätte man hier etwas defensiver programmiert wäre das Problem nie aufgetreten.
Haben sie langsam genug? Angenommen sie haben eine exotische Krankheit (wie Vampirismus) . So haben sie ein Problem. Um die Krankheit zu heilen, müssen sie einen Tempel aufsuchen. Allerdings: sobald sie versuchen den Tempel zu betreten, stürzt in der Originalversion das Programm ab. Auch hier scheint jemand nicht fertig geworden zu sein.
Ein weiteres Problem gibt es bei der Charaktergenerierung. Denn dort können sie zwar problemlos die Eigenschaft "damage by holy places" wählen, was ihnen aber niemand sagt: um die Hauptstory beenden zu können müssen sie zwischenzeitlich einen Tempel aufsuchen um sich Instruktionen zu holen. Mit dieser Charaktereinstellung ist das jedoch unmöglich, denn wenn sie versuchen einen Tempel zu betreten sind sie auf der Stelle tot.

Einige Bugs sind dagegen etwas hilfreicher, was es aber nicht wirklich besser macht... sie können Wagen erwerben um Gegenstände bis zu einem bestimmten Gewicht zu transportieren. Durch einen Bug lassen sie sich allerdings unendlich beladen - die Programmierer haben scheinbar nur getestet, ob Gewicht=Maximum nicht aber Gewicht>Maximum: wofür sie eigentlich ein paar Watschen(links, rechts) verdient hätten.
Geschäfte füllen sich selbstständig wieder auf, nachdem sie sie verlassen haben. Leider aber auch, nachdem sie ausgeraubt worden sind.

Defekte oder nicht funktionierende Features

Patch für Deutschland

Erwähnenswert ist noch, dass die erste US-Version in dieser Form in Europa nie offiziell verkauft wurde. Die erste deutsche Version enthielt bereits einen Patch, welcher versuchte die gröbsten Fehler zu beseitigen.
Die zweite Anmerkung: es gibt ein Update für die deutsche Version. Darin werden allerdings nur einige Bugs behoben. Viele nicht funktionierende Features wurden ganz einfach entfernt, fehlende Spielelemente jedoch nicht ergänzt...

In Einem muss man den Werbetextern recht geben: es gibt tatsächlich 1000de von Städten, Ortschaften und Dungeons. Leider entstammen sie aber zu mindestens 90% einem Zufallsgenerator und entbehren in Aufbau und Design daher meist jeglicher Logik. D.h. per Zufallsgenerator werden Monster, Schätze und Zielobjekte praktisch wahllos über ein - dank Computergenerierung theoretisch unendlich großes - Areal an zufällig erzeugten Gängen und Mauern verteilt, die in jedem noch so überflüssigen Detail einander entsprechen und die sich alle gleichen wie ein Ei dem anderen. Das Resultat sind entweder extrem leichte Missionen oder kaum, bzw. gar nicht lösbare Aufträge, wenn die Zielperson mal wieder rein zufällig in einer Statue materialisiert wurde. Das ist zwar kein Bug im engeren Sinne, hat jedoch das Potential dem Kunden tierisch auf die Nerven zu fallen...
Ebenfalls unschön ist, dass es nur ein eng begrenztes Grafikset gibt. Im Klartext: es gibt Städte mit Spitzdächern, mit Flachdächern und sowohl als auch. Es gibt Dungeons mit Holz, Backstein oder Felswänden und solche, wo alles durcheinander vorkommt. Dazu gesellen sich ein paar wahllos über die Karte verstreute Sprites, von denen einige wenige sogar animiert sein dürfen. Im Endeffekt dauert es eigentlich keine 3 Stunden und sie haben im Großen und Ganzen jedes Haus und jede Wand in Daggerfall mindestens bereits 1 Mal gesehen.

Das Spiel bietet leider auch nur wenig Abwechslung, denn alle Aufträge haben leider ein einfaches Schema: hole Objekt A aus Dungeon B und bringe es nach C. Zwischensequenzen? Nicht fertig. Die Hauptstory endete bei meinem Test nach dem 4. oder 5. Auftrag in einer Endlosschleife und ließ sich nicht zu Ende bringen...

Was ebenfalls nicht richtig funktioniert sind Schiffe. Zum Einen erfolgte die Entscheidung wo ein Schiff gekauft werden kann per Zufallsgenerator - was zu etwas Verwirrung führt, wenn man bei einigen Wüstennomaden plötzlich einen stattlichen Kreuzer erstehen kann. Zum anderen ist das Schiff eigentlich nur ein Teleporter zur Kartenposition 0x0, wo sich ein Schiffsmodell in einem Moor befindet *??* An Bord des Schiffes kann man die Reiseoption anwählen - soweit so logisch. Allerdings ist der Ausgangsort dann die Kartenposition 0x0 - was falsch ist. Als Optionen für die Reise können sie auf ihrem Schiff neben "Schiff" übrigens auch per Fuss bzw. per Pferd auswählen. Kein kritischer Fehler, aber trotzdem unschön. Das Innere des Schiffes gilt leider als Stadt, was bedeutet, dass man dort nicht schlafen kann, weil man sonst von Stadtwachen angegriffen wird, mit der Begründung, dass das Lagern an öffentlichen Plätzen in Daggerfall verboten sei.

Probleme bereiten auch die Schränke. Was hineingelegt wird (und das betrifft auch Missionsgegenstände) verschwindet auf nimmer wieder sehen.
Die versprochenen Gestaltwandlungssprüche funktionieren im Spiel leider nicht. Sie sind (wie so vieles) nicht fertig geworden. Und: benutzen sie auch lieber nicht den Spruch "Jumping". Ihm wurde bei der Programmierung versehentlich die falsche Wirkung zugeordnet. Im Handbuch stand dazu als Beschreibung "schrumpfen des Gegners auf die halbe Größe", und der Spruch wird auf den Spieler selbst angewendet. Er funktioniert allerdings nicht und ich glaube ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich im gesamten Spiel noch nie einen Gegner schrumpfen gesehen habe.

Liste einiger Bugs

[Auszug]

Mängelliste nach dem ersten (und einzigen) offiziellen Update

Nachfolger: Morrowind

Alles wird besser... endlich hat es Bethesda geschafft die für den Vorgänger angekündigten Features vernünftig und halbwegs fehlerfrei umzusetzen. Leider kam auch dieses Produkt nicht ohne Bugs auf den Markt, die jedoch ca. 1 Jahr später fast vollständig beseitigt waren. Die Beseitigung vieler Fehler des Produkts geht allerdings nicht auf Bethesda's Kappe sondern geht darauf zurück, dass fleißige Kunden mit Hilfe des beigelegten Editors kurzerhand selbst inoffizielle Bugfixes und Erweiterungen schrieben.
Der einzige bekannte und bis heute nicht beseitigte, schwerwiegende Fehler geht vermutlich auf eine relativ frühe Entwicklungsphase zurück. Das Programm ist nicht in der Lage, angeforderten Speicher wieder vollständig freizugeben. Mit der Zeit wird das Spiel dadurch immer langsamer und beginnt immer häufiger Daten nachzuladen, bis es schließlich abstürzt. In diesem Punkt haben die Programmierer bei Bethesda etwas gelernt, was jedem Informatikstudenten eigentlich bereits im 1. Semester klar wird. Wenn man mit einer Programmiersprache wie C++ arbeitet, die keinen dynamischen Garbagecollector besitzt muss man sich selbst um das entladen alter Daten kümmern und kann nicht erwarten, dass diese Funktion aus unerfindlichen Gründen plötzlich vom Himmel fällt... aber ich bin ja noch jung - und man soll die Hoffnung nicht aufgeben.

Cheats...

Ein Einbruch hat in Daggerfall solange sie unentdeckt bleiben übrigens keine negativen Auswirkungen auf ihr Ansehen.

Geldprobleme?

Gehen sie nach Ladenschluss zu einem der “Pawn Shops”, da diese am ertragreichsten sind. Knacken sie das Schloss oder treten sie die Tür ein und lassen sie sich nach Möglichkeit nicht erwischen. Ignorieren sie die geschlossenen Türen im Inneren, räumen sie dafür aber alle Regale leer. Danach verlassen sie den Laden und gehen wieder hinein. Die Regale sind nun wieder gefüllt und sie können wieder einpacken so viel sie wollen. Dies können sie beliebig oft wiederholen. Lediglich magische Gegenstände, Häuser, Boote und in Bücherläden oder Bibliotheken können sie nicht stehlen.

– Anzeige –

Foltergeräte und Installationsservice S&M

 - immer ein Paar Hiebe wert -

rufen sie uns an!
unser Personal steht rund um die Uhr für sie bereit

Stufe zu niedrig?

Prinzipiell ist eine bestimmte Anzahl von “Verbesserungen” nötig um in eine höhere Stufe aufzusteigen, dabei ist es egal welcher Art diese sind.
Sie können sich zum Beispiel ungestraft mit den Stadtwachen prügeln. Sie müssen nur aufpassen, dass nicht die Nachricht “Do you want to surrender to the city-guards” erscheint, denn solange bleibt ihre Tat ohne Auswirkungen auf ihr Ansehen und sie können so viele Stadtwachen erledigen und Erfahrungspunkte sammeln wie sie wollen.
Wenn sie Mitglied der Magiergilde sind, können sie den “Spellmaker” aufsuchen um sich einige spezielle Übungssprüche zu kreieren. Wählen sie, um zum Beispiel “Destruction” zu trainieren, die Wirkung “ Damage - Health”. Achten sie darauf, dass die nötigen Spruchpunkte sehr gering sind, da es unwichtig ist wie kompliziert der Spruch ist, solange sie ihn nur oft genug wiederholen. Wenn sie ihre Übungssprüche fertig haben, wiederholen sie diese Sprüche immer wieder (Taste “q” - hin und wieder versagt diese Taste aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen. In diesem Fall speichern sie und starten das Programm neu - meistens hilft das). Und schlafen dann um Spruchpunkte zu regenerieren. Auf diese Weise bringen sie ihre Magiefähigkeiten in kürzester Zeit auf Maximum. Diese Methode ist effektiv: zwar brauchen sie später mehr Übung, aber die Sprüche verbrauchen gleichzeitig auch weniger Mana und lassen sich somit länger anwenden.

(ac/tom) Diskussion