Der König ist tot - es lebe der König


Netscape Logo

Wie Spiegel - Online im Juli 2003 berichtete wurden bereits am 15. Juli 2003 die Firmenschilder demontiert und die restlichen Mitarbeiter auf die Strasse gesetzt. Grund ist unter anderem, die Entscheidung der AOL-Chefetage auch weiterhin für seine Internetkunden auf den Konkurrenten Microsoft zu setzen. AOL selbst hat allen Gerüchten zum Trotz dementiert, dass es sich damit um das offizielle "Aus" für die Traditionsmarke Netscape handelt. Der Name "Netscape" soll erhalten bleiben. Man wolle an der erfolgreichen Browsersparte festhalten. Dennoch scheint die Zukunft des Browsers insgesamt ungewiss.

Ende oder neuer Anfang?

Laut verschiedenen Quellen wird das Projekt nun verstärkt auf der Open-Source Basis des Mozillabrowsers weitergeführt. Die Ergebnisse dieser Entwicklung waren in der Vergangenheit so gut, dass der Kern des Netscape schon seit einiger Zeit auf Mozilla aufsetzte.

Für Experten kommt der Schritt daher nicht überraschend, basierte der AOL Browser Netscape doch ohnehin auf Mozilla und der Gecko-Engine. So gesehen bedeutet das Ende des Netscapebrowsers lediglich eine "Ausgliederung" der Ressourcen zu Gunsten des kleinen Bruders Mozilla. Träger des Open-Source Projekts wird eine neu gegründete Dachgesellschaft. Durch diese Ausgliederung dürfte ein weiterer Kostenfaktor aus der AOL-Firmenbilanz verschwinden.

Mit Erscheinen des nächsten Netscape-Browsers haben sich diese Gerüchte schliesslich bestätigt. Dieser setzt im Kern auf Firefox auf, gleichzeitig nutzte man aber auch die Rechte, welche AOL durch Microsoft eingeräumt wurden. Der Browser arbeitet als "Zwitter" wahlweise mit Gecko oder mit der IE-Rendering Engine.

Was wird aus Mozilla?


Logo des Mozilla-Browsers

Wie Mozilla.org in seinem offiziellem Pressebericht verlauten lässt wurde aus Mozilla heraus eine Gesellschaft gegründet, welche die Geschäfte weiterführen und koordinieren soll. AOL will die "Mozilla-Foundation" in den ersten zwei Jahren finanziell mit 2 Millionen US-Dollar unterstützten. Außerdem ist es gelungen, weitere Investoren ins Boot zu holen. Darunter Red-Hat (Linux Distributor) und Sun Microsystems (Java).

Neuer Chef bei Mozilla ist niemand geringerer als Mitch Kapor (ehem. Chef von Lotus) der mit gutem Beispiel voran ging und eine Spende von 300.000 US$ einreichte. Mit dem Geld sollen unter anderem Programmierer von AOL übernommen werden, die an der Entwickler des "Netscape Navigator" beteiligt waren.

Chef der Entwicklungsabteilung bleibt weiterhin die "oberste Geckowürgerin" Mitchell Baker. Die "Mozilla-Foundation" ist offiziell ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Mountain View (USA).

Mozilla zeigt sich willens in die Fußstapfen des großen Bruders zu treten. Unterdessen hat Microsoft, nachdem der einstige Kläger AOL nun selbst Kunde ist und rechtliche Konsequenzen nicht mehr befürchtet werden, angekündigt seinen Internetbrowser nun doch in das Betriebssystem Windows zu integrieren. Allerdings: wird es nach Firmenangaben den Internet Explorer dann nicht mehr wie früher einzeln zum Download geben sondern nur noch in Verbindung mit dem Betriebssystem.

(ac/tom) Diskussion